Erbrechtskanzlei

Nach schweizerischem Erbrecht haben Stiefkinder keine gesetzlichen Erbansprüche gegenüber ihren Stiefeltern. Sie gehören nicht zu den gesetzlichen Erben und haben auch keine Pflichtteilsansprüche. Dies bedeutet, dass Stiefkinder nur dann erben, wenn sie im Testament oder Erbvertrag des Stiefelternteils ausdrücklich als Erben eingesetzt werden.

Für Patchwork-Familien ist daher eine aktive Testamentsgestaltung besonders wichtig, wenn Stiefeltern ihre Stiefkinder bedenken möchten. Dabei gibt es verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten, wie die direkte Erbeinsetzung, Vermächtnisse oder auch die Begünstigung über Versicherungsleistungen. Bei gemeinsamen Vermögenswerten der Ehepartner sollte zudem das Güterrecht sorgfältig berücksichtigt werden, um ungewollte Folgen zu vermeiden.

Bei Wiederverheiratung besteht oft der Wunsch, dass das eigene Vermögen letztendlich an die eigenen Kinder und nicht an die Familie des neuen Partners geht. Hierfür gibt es mehrere rechtliche Instrumente:

• Vor- und Nacherbschaft: Der neue Partner wird nur als Vorerbe eingesetzt und nach dessen Tod geht das Vermögen an die eigenen Kinder als Nacherben.
• Nießbrauchsvermächtnis: Der Partner erhält nur ein Nutzungsrecht am Vermögen (z.B. an einer Immobilie), während das Eigentum direkt an die eigenen Kinder übergeht.
• Ehevertrag: Durch güterrechtliche Vereinbarungen kann bereits zu Lebzeiten eine klare Trennung der Vermögensmassen erreicht werden.
• Teilungsanordnungen: Präzise Festlegungen, welche Vermögenswerte an welche Personen gehen sollen.

Die optimale Lösung hängt von Ihrer individuellen Situation ab und sollte im Rahmen einer umfassenden erbrechtlichen Beratung entwickelt werden.

Unverheiratete Partner haben nach schweizerischem Recht keine gesetzlichen Erbansprüche. Ohne Testament oder Erbvertrag gehen sie bei der Erbfolge leer aus, selbst wenn sie jahrelang zusammengelebt haben. Um Ihren unverheirateten Partner abzusichern, können folgende Maßnahmen getroffen werden:

• Testament oder Erbvertrag: Ausdrückliche Erbeinsetzung des Partners im gesetzlich möglichen Rahmen (unter Berücksichtigung von Pflichtteilsrechten anderer Angehöriger).
• Vermächtnisse: Gezielte Zuwendung bestimmter Vermögenswerte, wie etwa der gemeinsamen Wohnung.
• Begünstigungen in Versicherungspolicen: Viele Lebensversicherungen und Vorsorgepläne ermöglichen die direkte Begünstigung des Partners außerhalb des Erbrechts.
• Schenkungen zu Lebzeiten: Übertragung von Vermögenswerten noch zu Lebzeiten, wobei Schenkungssteuern und Pflichtteilsergänzungsansprüche zu beachten sind.

Bei unverheirateten Paaren ist eine frühzeitige und umfassende Nachlassplanung besonders wichtig, um Versorgungslücken zu vermeiden.

Wenn ein Kind besondere Pflege- oder Betreuungsleistungen erbringt, ist es oft angemessen, dies in der Nachlassplanung zu berücksichtigen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

• Höhere Erbquote: Zuweisung eines größeren Erbanteils unter Beachtung der Pflichtteilsrechte anderer pflichtteilsberechtigter Erben.
• Vorausvermächtnis: Gewährung eines zusätzlichen Vermächtnisses als Ausgleich für die erbrachten Leistungen.
• Vertragliche Honorierung zu Lebzeiten: Abschluss eines Betreuungsvertrags mit angemessener Vergütung, die bereits zu Lebzeiten gezahlt wird.
• Dokumentation im Testament: Klare Begründung der ungleichen Verteilung im Testament, um späteren Streitigkeiten vorzubeugen.

Um rechtliche Auseinandersetzungen nach dem Todesfall zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Begründung für die bevorzugte Behandlung eines Kindes klar zu dokumentieren und idealerweise bereits zu Lebzeiten mit allen Betroffenen zu kommunizieren.

Bei einer neuen Beziehung nach Scheidung oder Verwitwung stellt sich oft die Frage, wie bestehende testamentarische Regelungen angepasst werden können. Hier ist zu unterscheiden:

• Nach Scheidung: Ein Testament, das den Ex-Partner begünstigt, wird nicht automatisch unwirksam. Es sollte daher nach einer Scheidung unbedingt ein neues Testament errichtet werden.
• Nach Tod des Partners: Ein gemeinschaftliches Testament oder ein Erbvertrag mit dem verstorbenen Partner kann bindende Anordnungen enthalten, die auch nach dessen Tod nicht einseitig geändert werden können (z.B. gemeinsame Erbeinsetzung der Kinder).

Vor einer neuen testamentarischen Regelung sollte daher immer geprüft werden, ob bestehende Bindungswirkungen zu beachten sind. Im Zweifelsfall ist eine fachkundige rechtliche Beratung unerlässlich, um ungewollte Konsequenzen zu vermeiden.